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Taunus Zeitung von 12.07.2019 - Ein Segen für die Ärmsten

Ein Segen für die Ärmsten


Königstein St. – St.-Lazarus-Fonds unterstütz verschiedene Projekte in Myanmar – Davon profitieren auch viele Kinder

Der in Königstein ansässige St.-Lazarus-Fonds Europe engariert sich seit 2014 in Myanmar, um von Lepra betroffenen Familien ein besseres Leben zu ermöglichen. Die Fortschritte sind groß, aber trotzdem bleibt viel zu tun.

Von David Schahinian

„Ich bin sehr glücklich“ sagt die Frau und strahlt dabei zugleich Fröhlichkeit und Würde aus. Ihre Freude ist einer Einrichtung geschuldet, die hierzulande als selbstverständlich gilt: eine Toilette mit Wäschraum. Der Myanmarin erleichtert sie das Leben ungemein. Von der „vergessenen Krankheit“ Lepra gezeichnet, musste sie bisher auf Knien zu einem weit entfernten Verschlag kreichen. Bei Regen erschwerte der Matsch die Mühen noch einmal um ein Vielfaches.
Der name Lazarus bedeutet „Gott hat geholfen“. Tatsächlich aber ist es – zumindest stellvertretend – der St.-Lazarus-Fonds Europe, der den Menschen in der Lepra-Kolonie Loilem in Myanmar seit 2014 mit Hilfe von Spenden und kooperierenden Stiftungen ein lebenswerteres Leben ermöglicht. Die insgesamt 30 Toiletten- und Waschhäuser etwa sind seit kurzer Zeit fertiggestellt und wurden gänzlich von der Kronberger Lieselotte-Faaber-Stiftung finanziert. Hinzu kamen Hygiene- und Gesundheitsschulungen in Dialekt der Einwohner.

In Ruhe lernen
Bei der Wasserversorgung für die insgesamt fünf Dörfer gibt es ebenfalls Fortschritte. Drei davon haben mittlerweile einen eigenen Brunnen. Beim vierten geriet das Projekt ins Stocken: Probebohrungen erwiesen sich als erfolglos. Aus den Reihen der Bewohner kam die Anregung, Zuleitungen von einer weiter entfernten Quelle in das Dorf zu verlegen. Mittlerweite fließt das Lebenselixier auch hier: „Das Wasser wird aus den Bergen über 12 bis 13 Kilometer zugeführt“, berichtet Peter Chung, Gründer und Vorsitzender des Fonds. Die Mehrkosten von 20.000 Dollar erwiesen sich als gut angelegt: Am 18,. November wurde die Leitung mit einer Eröffnungs- und Segnungszeremonie eingeweiht. Auch das verbliebene fünfte Dorf soll in absehbarer Zeit eine eigene Wasserversorgung erhalten.
Zusammengenommen mit weiteren Projekten, etwa dem Aufbau einer Vieh- und Fischzucht sowie einer Landwirtschaft, wurde in den vergangenen fünf Jahren viel erreicht. „Die Lebensqualität ist besser geworden“ resümiert Vorstandsmitglied Dr. Thomas Gille. Und ergänzt: „Aber es gibt noch sehr viel zu tun“ Um die Erfolge zu verstetigen, müssen zahlreiche der Projekt laufend unterstützt und nachfinanziert werden. Die Vorstandsmitglieder und weitere Helfer fliegen regelmäßig nach Myanmar, um die Dörfer zu besuchen und sich über den Verlauf der Maßnahmen zu informieren. Vor Ort übernimmt die Caritas-Organization Karuna Mission Social Solidarity (KMSS) die Projektleitung.

Hilfe für Waisen
So auch beim sogenannten Boarding House: Von diesem Jahr an ermöglichst es rund 50 Schülern, dort nach der Schule in Rühe zu lernen. Sie sollten dadurch zudem, begleitet von Betreuern und Nonnen, ermutigt und befähigt werden, höhere Bildungsabschlüsse anzustreben. Aktuellen Fotos nach zu urteilen ist bereits jetzt eine Menge los in dem ehemaligen Nonnenkloster: Der Ausbau ist in vollem Gange, von außen erstrahlt es bereits in frischem Pastellgrün.  Auch dieses Projekt ist auf Dauer angelegt: Umso mehr wird hier das Engagement der Heidelberger Runnebaum-Stiftung geschätz, die die Zusammenarbeit mit dem Lazarus-Fonds für drei Jahre zusagte. Zum Schulbeginn in Sommer startet zudem ein weiteres Programm, das für den hohen Stellenwert schulischer Bildung sensibilisieren und rund 200 Schüler sowie Angehörige unterstützen soll.
Die Not ist indes nicht nur in Loilem groß. Im rund 100 Kilometer entfernten Taunggyi wurden die Königsteiner vor einiger Zeit auf ein Heim für HIV-positive Kinder aufmerksam gemacht. Die Kleinen – die meisten von ihnen Waisen – lebten dort in einem einzigen heruntergekommenen Zimmer. Mittlerweile konnten sie einen Neubau beziehen. Der Lazarus-Fonds hat unter anderem die Möbilierung finanziert und engagiert sich auch hier bei der laufende Betreuung.
„Wenn man von dort zurückkehrt, wird einem immer wieder bewüsst, wie gut es uns hier geht“. Sagt Gille. Politische Entwichlungen die die langsame Öffnung des Landes oder die ungeklärte Situation der Rohingya nimmt das Team zwar wahr: „Wir können sie aber nicht beinflüssen.“ Sie wollen sich weiter darauf konzentrieren, dort nutzbringend zu arbeiten, wo sie etwas bewirken können.