Königsteiner Woche, 15.02.2018

St. Lazarus-Fonds Europa: Hilfe für Leprakranke und neue Botschafterin

 

Peter Chung, Vorsitzender des St. Lazarus-Fonds Europa, und Dr. Thomas Gille, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, legen selbst Hand an, damit die Menschen in der Dorfgemeinschaft in Loilem, im Norden Myanmars, über ein Mindestmaß an Infrastruktur verfügen.

 

Königstein (kw/el)  Seit einigen Jahren ist es das Hauptziel des St. Lazarus-Fonds Europa:  die Bereitstellung finanzieller Mittel für eine Siedlung für Leprakranke und ihre Familien in Myanmar, dem früheren Burma. Die Kolonie St. Joseph liegt nahe der Stadt Loilem in Shan-Staat in Nordosten Myanmars.

 

Nachdem 2015 eine Delegation des St. Lazarus-Fonds nach Myanmar reiste, um die dort geplanten Projekte auf ihre Realisierbarkeit zu prüfen und dann letztlich auch die finanziellen Mittel zuzusagen, reisten im Dezember 2017 der Vorsitzende des St. Lazarus-Fonds Europa Peter Chung, und der stellvertretende Vorsitzende Dr. Thomas Gille, erneut nach Loilem. Anlass war, die Fortschritte der vom Verein finanziell unterstützen Projekte in Augenschein zu nehmen und auch den persönlichen Kontakt zu den vor Ort tätigen Projektmitarbeitern aufrecht zu erhalten. Ein besonderes Anliegen war den Reisenden auch die Begegnung mit den Kranken und Bewohnern der Lepra-Kolonie.

Chung und Gille könnten sich vor Ort selbst ein Bild vom Fortschritt des Projektes machen. Die Gemeinschaft besteht aus fünf Dörfer und hier wolle man auf lange Sicht erreichen, dass die Dorfbewohner durch die nachhaltige Hilfe des Vereins mit Sitz in Königstein lernen, autark zu leben, betont Erik Opper, Vorstandsmitglied des St. Lazarus-Fonds Europa.  So hat der in Myanmar lebende Dokumentarfilmer Philip Staerke auch vor Ort einen neuen Film gedreht, der die Perspektiven aufzeigt, die die Dorfbewohner  für einen unabhängige Zukunft haben. Eine Säule stellen die umfangreiche Pflanzungen dar. So wurden 675 Rankhilfen errichtet und 1350 Drachenfruchtpflanzen gesetzt. Auf zwei Arealen wurden 2000 Avocado- und Mango-Setzlinge gepflanzt. Bis die Pflanzen jedoch Früchte tragen, werden noch wenigstens drei Jahre vergehen; ein wesentlicher Inhalt des Projektes ist aber auch die Langfristigkeit und Nachhaltigkeit der Investitionen. Neben dem Obstanbau stellen auch die Forellenzucht sowie die Hühner- und Schweinezucht eine mögliche Einnahmequelle für die Dorfbewohner dar.

Ein weiteres, wichtiges Projekt, das Vorrang hat: der Brunnenbau. Es wurde 2015 vom Verein initiiert mit einer Summe von 30.000 Euro. Nun ist man dabei, den Brunnenbau für die Dörfer vier und fünf voranzutreiben und habe bereits für 2018 die Zusage, dass die 10.000 Euro teure Brunnenbohrung übernommen wird. Hier habe der Vorstandsvorsetzende der Lieselotte-Faber-Stiftung, Dr. Jost, seine Zusage vom vergangenen Jahr erneuert. Auch die Maria Friedrich-Grundler Stiftung aus München fördert den Brunnenbau für die kommenden zwei Jahre mit einem beachtlichen Geldbetrag. Seit dem Besuch in Loilem 2015 wurden die damals zugesagten Brunnenprojekte realisiert und drei Dörfer der Kolonie mit eigenen Brunnen, Wasserspeichern und zumeist auch mit Wasserzapfstellen nahe bei den Häusern ausgestattet. In einem Dorf aber waren leider drei Bohrungen nicht erfolgreich, sodass die Arbeiten zunächst eingestellt wurden. Es ist jedoch eine neue Versorgungsmöglichkeit durch eine circa fünf Kilometer entfernte oberirdisch austretende Quelle in Betracht gezogen worden, wobei hier durch eine Rohrleitung das Wasser zum Dorf geleitet werden muss. Die Planungen dazu sind schon weit fortgeschritten, sodass die Arbeiten, sobald eine Zusage der Kostenübernahme erfolgt ist, beginnen können.

Die bereits fertig gestellten Brunnenanlagen konnten von den Besuchern in Augenschein genommen werden. Auch der Bau der Toiletten, sodass vor allem die bettlägerigen Leprakranken direkten Zugang zu ihnen haben, sollen direkt an die Häuser gebaut werden. Zurzeit verfügen die Bewohner von Dorf eins nur über so genannte Hocklatrinen. Da viele der Menschen in diesem Dorf durch die Lepra-Erkrankung z.T. schwerstbehindert sind, können sie die Holzhütten, die in Abstand zu den Wohnhäusern stehen, nur schwer erreichen und können diese nur sehr umständlich benützen. Zudem ist dort keine Wasserversorgung vorhanden. In der Regenzeit kommt es häufig vor, dass die Latrinen von Regen überschwemmt werden und unbenutzbar sind. Ziel ist es, für jedes Haus im Dorf eins einen Toiletten- und Duschanbau aus Stein zu errichten, Sitztoiletten zu installieren und eine Wasserversorgung für Toilettenspülung, Waschbecken und Duschraum (besteht aus einem großen Wasserfass mit Schöpfkelle) zu integrieren. Dann könnten in diesem ersten Bauabschnitt mit 30 Toilettenhäusern insgesamt 80 Bewohner im Dorf eins von diesem Programm profitieren.

Partner vor Ort ist die KMSS (Karuna Mission Social Solidarity). Pater Paulu Nan ist seit Frühjahr 2017 Leiter der örtlichen Caritas-Organisation KMSS, die die Projekte in der Lepra-Kolonie von Loilem betreut. Projekt-Manager Saw Han widmet sich mit großer Professionalität allen Arbeiten in der Kolonie. Für die zahlreiche Kinder, die in den Familien der Kolonie leben, wurden noch bei einem örtlichen Großhändler 196 Rucksäcke in verschiedenen altersgerechten Größen und Modellen gekauft, um ihnen dem Transport der Schulsachen auf dem oft beschwerlichen Weg zur Schule zu erleichtern. 2015 besuchten die Mitglieder von St. Lazarus in Taunggyi auch ein kleines von Ordensschwestern betreutes Heim für Kinder, die HIV-infiziert bzw. an AIDS erkrankt sind. Der damals vorgetragene Wunsch nach finanzieller Unterstützung eines Neubaus zu Verbesserung der sehr ärmlichen Unterbringung der Kinder konnte zwischenzeitlich von Caritas aus Singapur erfüllt werden. So konnten Peter Chung und Thomas Gille beim aktuellen Besuch im Dezember 2017 das im Bau befindliche Heim besichtigen. Durch den Neubau wird es mögliche sein, bis zu 20 Kindern eine würdige Unterkunft und Betreuung zu bieten; bislang konnten nur fünf Kinder unter sehr schlechten Verhältnissen in einem viel zu kleinen Häuschen versorgt werden. Da die Finanzierung der für den Neubau erforderlichen Möbel wie Betten, Tische und Stühle bislang aber noch nicht gesichert werden konnte, wurde durch die beiden Vorstände des St. Lazarus-Fonds noch vor Ort die Zusage für die Bereitstellung der finanziellen Mittel in Höhe von 5000 US-Dollar gegeben. Die Freude darüber war bei den Ordensschwestern , die das Heim verantwortlich betreuen, sehr groß, können doch die Kinder, die bisher tatsächlich auf dem Boden in einem dunklen Kellerraum schlafen müssen, dann endlich in richtigen Betten und normalen Zimmern untergebracht werden.

In Zusammenhang mit der Verbesserung der schulischen Situation und Förderung der Kinder mit Ziel einer besseren Bildung, und um ihnen neue Möglichkeiten in der Zukunft zu eröffnen, wurde von KMSS-Projektmanager Saw Han die Idee eines kleinen Internats in der Kolonie vorgeschlagen. In diesem so genannten Boardinghouse sollten ca. 50 Kinder nach dem Schulbesuch die Möglichkeit bekommen, Hausaufgaben zu erledigen, in einer kleinen Bücherei bestimmte Dingen des Schulstoffs zu vertiefen und auch in diesem Haus zu übernachten. Aktuell ist die Situation in vielen Familien für ein häusliches Lernen nicht günstig, müssen die Kinder doch häufig im Anschluss an den Schulbesuch Arbeiten in Haushalt oder Familie erledigen. Insbesondere die Mädchen sollen von dem Projekt des Boardinghouses profitieren, da sie oft noch nicht die gleichen Chancen im Bildungssystem in Myanmar haben. Da bereits ein entsprechendes Gebäude im Bereich der Kolonie vorhanden ist, sind die Chancen zur Realisation des Programms recht gut; allerdings muss das seit vielen Jahren ungenützte Gebäude, ehemals auch als Internatsgebäude errichtet, dann aber aus finanzielle Gründen geschlossen, umfangreicht saniert werden.

Ein wesentlicher Kostenfaktor sind auch die laufenden Kosten für die Versorgung der Kinder und auch die Löhne für das Betreuungspersonal. Für dieses Programm zur Verbesserung der Schul- und Ausbildungssituation wie auch für das Sanitär- und Hygieneprogramm sucht der St. Lazarus-Fonds aktuell noch Spender und Förderer. Und noch eine gute Nachricht gab es aus Sicht der Projektverantwortlichen gleich zum Jahresanfang: Die in Königstein lebende Moderatorin Margit Lieverz wird künftig als Botschafterin des Projekts fungieren.

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