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Reisebericht 2019

Reisebericht Myanmar 2019

 

Bereits zum dritten Mal reisten die beiden Vorsitzenden des St. Lazarus-Fonds Europe Peter Chung und Thomas Gille im November 2019 nach Myanmar, um die Projektarbeit im Lepradorf St. Joseph in Loilem, Shan-Staat, zu unterstützen.

Im Rahmen dieser Reisen werden die laufenden Hilfsprogramme visitiert und in Gesprächen mit den Projektverantwortlichen vor Ort die bestehenden Probleme und Erfolge erörtert. Insbesondere werden auch durch diese Gespräche und den direkten Kontakt mit den Menschen der Kolonie Fragen weiterer wichtiger Hilfen besprochen und so neue Projekte direkt und konkret geplant.

Unterstützt wird der St. Lazarus-Fond vor Ort durch die Caritas-Organisation KMSS in Taunggyi, der Hauptstadt des Shan-Staates. Im dortigen Büro der KMSS erfolgte zunächst eine Präsentation durch die Projektmanager bezüglich der bisherigen und der noch erforderlichen Hilfsprogramme. In einer Gesprächsrunde mit Erzbischof Matthias kam die große Bedeutung der vom St. Lazarus-Fonds und seinen Spendern geleisteten Hilfen für die Menschen in der Kolonie zum Ausdruck.

Seit dem letzten Besuch wird in Taunggyi auch ein besonderes Heim für Kinder unterstützt. Es leben in dieser Einrichtung Kinder, die mit HIV infiziert sind und dadurch neben den gesundheitlichen Schwierigkeiten auch erhebliche gesellschaftliche Probleme haben. Nachdem während des Besuches 2017 die dort herrschende Not erkannt wurde, erfolgte daraufhin eine erste Unterstützungsmaßnahme in Form eines Ernährungs- und Bildungsprogramms. Die Erfolge dieser Maßnahme konnten nun persönlich erlebt werden. Die betreuenden Ordensschwestern berichteten über eine gesundheitliche Stabilisierung der Kinder und über Integrationsfortschritte zurück in die Gesellschaft sowie über verbesserte schulische Leistungen. Die Kinder zeigten dies in Form von freien Präsentationen über ihren Tagesablauf und Schulalltag sowie auch sehr persönlich ein 15jähriger, der seine Lebens- und Krankheitsgeschichte vortrug.

Um die Arbeit des St. Lazarus-Fonds in Zukunft breiter aufzustellen, wurde vor dem eigentlichen Ziel der Reise, der Leprakolonie in Loilem, ein bisher noch nicht besuchtes Lepradorf in der Nähe des Inle-Sees, unweit von Taunggyi, besucht. Auch diese Einrichtung, Nyaung Pin Thar Leper Village, wird vom Caritas-Team KMSS betreut und ist für eine Verbesserung der Lebensumstände auf externe Hilfen angewiesen. Nach einem Rundgang durch das Dorf wurden in Gesprächen mit den Bewohnern und dem Dorfvorsteher die aktuellen Probleme und Nöte besprochen. Ein großer Mangel besteht im Bildungssektor, und hier insbesondere an grundlegenden Dingen wie Lernmaterial und Räumen zur Verbesserung der Lernsituation für die Kinder und Jugendlichen der Kolonie. So wurde als erstes mögliches Hilfsprojekt hier der Bau eines einfachen Schulgebäudes mit einem Raum zum gemeinschaftlichen Lernen konkretisiert. Über dessen Realisierung wird dann im Vorstand des St. Lazarus-Fonds beraten, um dann Spender und Sponsoren zu gewinnen.

Nach Abschluß der Besuche in Taunggyi und in der näheren Umgebung ging die Reise weiter in Begleitung des Teams von KMSS nach Loilem in die Kolonie St. Josef. In den folgenden Tagen sollten hier die laufenden Projekte besichtigt und die weiteren Hilfsmaßnahmen vor Ort erörtert werden.

In der 1936 gegründeten Kolonie leben neben akut erkrankten auch zahlreiche genese Leprapatienten; einzeln, in kleinen Wohngemeinschaften oder mit ihren Familien, verteilt in vier Dörfern auf dem weitläufigen Areal ca. 5 km außerhalb der kleinen Stadt Loilem. Die von der Erkrankung besonders betroffenen Menschen werden durch drei Ordensschwester betreut, die Leitung obliegt einem Priester der katholischen Kirche. Übergeordnete Betreuung und Verantwortung für die verschiedenen Hilfsprogramme liegt in Händen der Caritas von Taunggyi (KMSS).

Das 2015 mit Mitteln des St. Lazarus-Fonds gestartete Landwirtschafts- und Ernährungsprogramm zeigt in den Bereichen Vieh- und Fischzucht bereits beachtliche Erfolge; die Erträge sind mittlerweile zu einem festen Bestandteil in der Versorgung der Kolonie geworden, es konnte eine anhaltende Verbesserung in der Qualität und Sicherheit der Ernährung erzielt werden.

Ein weiterer Bestandteil dieses Programms war das Anlegen ausgedehnter Fruchtplantagen. Die Avocado-Pflanzungen haben sich so gut entwickelt, daß die Besucher des St. Lazarus-Fonds die ersten Früchte bestaunen konnten. Etwas verzögert zeigten sich die Mango-Bäume, was auf die ungewöhnlich geringen Niederschläge in den letzten Regenzeiten zurückgeführt wurde. Die Projektleiter gehen aber davon aus, daß in ein bis zwei Jahren auch hier die ersten Früchte zu ernten sein werden.

Neben den ausgedehnten Avocado- und Magenplantagen wurden auch über 1000 Drachenfruchtplanzen gesetzt, die sich je nach Lage und Wasserversorgung recht unterschiedlich entwickelt haben, hier werden für 2020 die ersten Früchte erwartet.

Die Besucher des St. Lazarus-Fonds hatten die Gelegenheit, die Arbeiten zur Kultivierung und Pflege der Plantagen und Pflanzungen zu beobachten; diese schwere Arbeit wird von den Kolonie-Bewohnern, ob jung oder alt, gesund oder von Krankheit gezeichnet, mit einfachen Werkzeugen durchgeführt. Auch dies ist als Teil der Programme des St. Lazarus-Fonds zu verstehen im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe und Stärkung der Verantwortung für die eigene Versorgung.

Der rekultivierte Fischteich wurde durch den Bau eines Schweinestalls im Randbereich des Gewässers ergänzt, um durch die Dungeinbringung in das Wasser die Erträge der Fischzucht zu erhöhen.

Auf dem Weg durch die Kolonie konnte sich die Gruppe mehrmals von der Größe der im Rahmen des Programmes gekauften Rinderherde überzeugen, da sich die Wege häufiger überkreuzten.  Auch hier zeigt sich ein nachhaltiger Erfolg des Ernährungs- und Landwirtschaftsprogramms und die wertvolle Verwendung der vom St. Lazarus-Fonds zur Verfügung gestellten Mittel.

Ein von Umfang und Kosten sehr großes Projekt in der Kolonie war in den letzten zwei Jahren der Aufbau eines Internatsbetriebs für einen Teil der in der Kolonie lebenden Kinder (Boardinghouse-Projekt). Neben der Schaffung der baulichen Voraussetzungen, mittlerweile ist das Gebäude in Betrieb gegangen, liegt der Fokus auf der Sicherstellung der dauerhaften Finanzierung des Unterrichts und der Versorgung der Kinder im Internatsbetrieb. Es werden dort 40 Kinder betreut, wobei die 12 Jungs in einem externen Gebäude übernachten. Bei diesem Gebäude, mehr eine Holzhütte von baufälligem Charakter, handelt es sich um eine sehr ärmliche provisorische Unterbringung. Die 12 Jungs schlafen in einem sehr engen Raum auf wackligen Betten, ein Bett bestand zum Beispiel aus einer alten Tür mit Holzstützen darunter. Die im Boardinghouse lebenden Mädchen müssen auf dünnen Matten auf dem Boden schlafen; hier wurde als erste Hilfeleistung mit vor Ort eingekauften einfachen Matratzen Abhilfe geschaffen werden. Für die Unterbringung der Jungs wurde in Gesprächen mit den Helfern von Caritas die Möglichkeiten zur Verbesserung der Wohnsituation eruiert und die Planung eines entsprechenden Projektes beschlossen. Als mögliche Lösung käme die Renovierung und der Umbau eines Gebäudes in unmittelbare Nähe zum Boardinghouse. Darüber hinaus wurde noch vor Ort die Zusage zur Finanzierung von Betten für die im Boarding-Haus lebenden 18 Mädchen gegeben und auch die Mittel zur Anschaffung von weiterer Möblierung, wie Schultische, zugesagt. Aus mitgebrachten Barmitteln konnte später im Beisein von Erzbischof Matthias eine entsprechende Summe an den Leiter der Caritas von Taunggyi, Fr. Paulu Nan zur Umsetzung des Projektes überreicht werden.

So zeigte sich wieder, daß trotz der Umstände und Schwierigkeiten einer Reise in die Kolonie nach Myanmar durch den direkten Kontakt schnelle Entscheidungen und schnelle Hilfe vor Ort möglich sind.

Durch das umfangreiche Brunnen- und Wasserversorgungsprogramm konnten in den letzten vier Jahren fast alle Teile der Kolonie mit einer ganzjährig gesicherten Frischwasserversorgung bedacht werden; in einem Dorf ist die Situation noch sehr instabil, so daß hier eine weitere Brunnenbohrung zur Sicherung erforderlich sein wird. Hierfür und für eine ausreichende Wasserversorgung des Internatsgebäudes durch einen eigenen Brunnen wird von Caritas Taunggyi wieder eine Projektentwicklung erfolgen und ein Antrag auf Unterstützung durch den St. Lazarus-Fonds gestellt werden.

Sehr schöner Abschluß des zweieinhalbtägigen Besuches in der Kolonie St. Joseph war eine feierliche Veranstaltung mit Tänzen und Liedern, dargeboten von den Kindern und Jugendlichen des Boarding-Hauses. Zu diesem besonderen Ereignis kamen auch viele Bewohner aus den verschiedenen Teilen der Kolonie zusammen. Hier kam mit viel Freude und Spaß die große Dankbarkeit für die Unterstützung durch den St. Lazarus-Fonds zum Ausdruck. Auch in zahlreichen persönlichen Gesprächen mit den Menschen war viel von den Verbesserungen der Lebenssituation in der Kolonie zu spüren und daß die Menschen mit Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft schauen können.