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2005: Tonji, Südsudan

Die Menschen im Sudan litten über Jahrzehnte unter humanitären Krisen und einem Bürgerkrieg, der über zwei Millionen Opfer forderte. Hunger und Krankheit gehörten neben den kriegerischen Auseinandersetzungen zu den ärgsten Bedrohungen der Bewohner dieses unsagbar armen Landes. Offiziell wurde der Bürgerkrieg im Juli 2011 im Rahmen eines Friedensabkommens beendet. Dennoch bestehen die sozialen Probleme weiter.

Um den Menschen dort zu helfen hatte sich der koreanische Arzt und Priester Tae-Suk Lee 2002 nach Tonji im Südosten begeben, wo er das Hilfsprojekt der Salesianer-Religionsgemeinschaft unterstützte. Das vom St. Lazarus-Fonds Europe unterstützte Hilfsprojekt wurde vor 10 Jahren gestartet und führte inzwischen schon zu bemerkenswerten Ergebnissen: einer Schule für etwa 500 Kinder und einer Krankenstation, die täglich von 150 bis 200 notleidenden Patienten aufgesucht wird.

Dr. Lee bei seiner Ankunft in Tonji: „Bei meiner Ankunft zeigte mir ein Mitarbeiter der Salesianer eine Hütte und führte mich durch die so genannte Praxis. Der Anblick der Praxis-Hütte war unbeschreiblich. Die Wände waren aus Lehm und Bambusstäben zusammengezimmert und der Eingang war so niedrig, dass ich mich um 90° bücken musste. Als ich dann mit Mühe eingetreten war, sah man zuerst außer Schwarz gar nichts. Nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, stellte ich fest, dass ein aus Bambusstäben zusammen gebasteltes Bett in einer Ecke stand. Dass ich an diesem fürchterlichen Ort Patienten behandeln sollte, war wirklich frustrierend und traurig zugleich“.

Äußerlich wirkt die Krankenstation heute wie ein normales Dorf, zumal sich die Angehörigen der stationären Patienten einfach dort niederlassen, um bei den Kranken zu leben. Die meisten Patienten sind an Lepra erkrankt und einige können wieder hoffen gesund zu werden. Dr. Lee erzählt: “Ich habe angefangen, mich verstärkt um die Lepra-Patienten zu kümmern und ihren Alltag zu erleichtern. Leider kommt die Hilfe für manche zu spät. Sie haben schon längst ihre Finger oder ihre Zehen verloren oder sind schon lange blind, so dass sie ohne Hilfe anderer nicht leben können.” Dank des Hilfsprojektes und des Engagements von Dr. Lee wissen aber inzwischen viele Menschen, dass Lepra heute heilbar ist und verfaulte oder abgefallene Gliedmaßen infolge dieser Krankheit der Vergangenheit angehören können. Gäbe es mehrere solcher Krankenstationen ließe sich die Heilungsrate bei Erkrankung an Lepra entscheidend verbessern. Aufgrund mangelnder finanzieller Mittel fehlen die einfachsten Medikamente und Instrumente. Oft bleiben für die Kranken nur tröstende Worte und das hilflose Zuschauen der Angehörigen. „Kleine Kinder sind besonders anfällig für Haut- und Leprakrankheiten“, beklagt der Priester und deutet auf ein kleines Mädchen, dessen Kopf voller Geschwüre ist. „Solche Hautkrankheiten haben hier viele, die Heilung wäre eigentlich simpel. Man müsste sie nur mit Antibiotika behandeln und die Wunde regelmäßig säubern.“