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Königsteiner Woche, 21.02.2013

Königsteiner Woche KW 8
Donnerstag, 21. Februar 2013
Königstein (el) – Wie so oft werden die neuen Impulse für das eigene Leben durch ein Schlüsselerlebnis zu Tage gefördert – eines, das alles verändert und den Blick für das Wesentliche schärft. Ein solches hatte Hyung-Kun Peter Chung vor einigen Jahren beim Besuch eines Lepra-Dorfes in der Nähe von Seoul, Korea. Dabei handelte es sich um das St. Lazarus Village, das auf Initiative eines katholischen Priesters vor 60 Jahren geschaffen wurde, um Leprakranken eine Unterkunft zu ermöglichen.

Was der koreanische Geschäftsmann, der seit 30 Jahren in Königstein lebt, von dort mitgenommen hat, war der dringende Wunsch, auf eigene Faust, aufbauend auf der Idee des St. Lazarus Village, etwas für diese Menschen zu tun, die aufgrund ihrer Erkrankung unter teils schlimmen Bedingungen leben müssen und zudem von der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Zusammen mit seinem langjährigen Kompagnon und Freund, dem Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Joachim Weil, hat Chung dafür gesorgt, dass es nicht nur bei einer Vision geblieben ist. Er hat gehandelt und den Lazarus-Fonds Europe im Jahre 2001 als international tätige Hilfsorganisation unter dem Dach der katholischen Kirche gegründet. „Es ist die zielgerichtete Tätigkeit, die mich fasziniert“, beschreibt Weil die für ihn dahinter liegende Motivation, die in die Gründung eines Vereins mit 120 Mitgliedern mündete.Vorsichtig hat man sich inzwischen nach vorne bewegt und durch Kontinuität bewiesen, dass man in die vielfältigen Aufgaben hineinwachsen kann. Hilfreich war auch die Tatsache, dass ganze Familien in die Hilfe eingebunden sind und dass man durch Benefiz-Veranstaltungen, wie jüngst die hoch gelobte Aufführung von „Die Hochzeit des Figaro“ der Frankfurter Oper mit 1.500 Gästen sowie einem Empfang einen noch höheren Aufmerksamkeits-Grad für die Arbeit zum einen und zum anderen Spendengelder generieren konnte, die direkt in die Projekte vor Ort fließen.

Als Schirmherr fungiert kein Geringerer als Kardinal Karl Lehmann, der zusammen mit der Opernsängerin Anna-Maria Kaufmann zu 100 Prozent hinter dem Lazarus Fonds und seiner Bedeutung im Kampf gegen die Krankheit steht, die zwar aus dem Fokus der westlichen Welt gerückt ist, und dennoch laut Welt-Gesundheits-Organisation für jährlich 250.000 Neuerkrankungen verantwortlich ist. Lepra ist zudem mit dem Stigma besetzt, eine Krankheit der Armen zu sein.

„Wir wollen auch informieren, dass es die Krankheit heute noch gibt, uns ist natürlich auch klar, dass es schwer ist, in Deutschland dafür Bewusstsein zu schaffen“, gibt Joachim Weil zu bedenken. Lepra heilen, Behinderungen aufheben und die Menschen wieder in das normale Leben zu integrieren, das seien wichtige Pfeiler der Hilfe. Daher sei auch die Schirmherrschaft des Kardinals von großer Bedeutung, mit dem man bereits viele persönliche Gespräche geführt habe.

Verantwortung übernehmen – mit genau diesem Anspruch an sich selbst sah sich vor Jahren Hyung-Kun Peter Chung konfrontiert, als er durch eine Krankheit in die Knie gezwungen wurde. Er beschloss zu handeln und schrieb nach seiner Genesung einen Brief an Kardinal Lehmann, der Folgen haben sollte – positive. „Meine eigene Erkrankung war Anlass zum Umdenken“, entsinnt sich der Geschäftsmann, der die Villa Augusta in der Altkönigstraße erworben und zur Zentrale seines Unternehmens sowie des Stammsitzes von Lazarus-Fonds Europe gemacht hat. Aus tiefer ethischer Überzeugung heraus sei der Hilfsgedanke entstanden, der jetzt auf die Kontinente Afrika und Asien von Europa bzw. Königstein ausstrahlt. Die Hilfen sind so vielfältig wie die grausamen Gesichter, die die Krankheit in den einzelnen Ländern zeigt. Im Mittelpunkt steht zum Beispiel das Dorf Tonji im Süd-Sudan; hier errichtete man ein Gemeinschaftshaus und ließ 2009 auch Trinkwasser-Brunnen bauen. Bereits 2003 hatte man den Bau von einfachen Unterkünften für die Erkrankten in Vietnam in der Provinz Binh Thuan von Deutschland aus begleitet, ein Projekt, das auch von St. Lazarus in Korea mit unterstützt wurde. Auch in Afrika, in Chibote, leistete man Hilfe, beschaffte Antibiotika und Gehhilfen für die Menschen. Die Bilder, die sich im Kopf festsetzen, scheinen sich zu widersprechen und doch wird ein gemeinsames Ziel verfolgt. Zum einen sind da die Benefiz-Veranstaltungen – 2009 wurde zugunsten von St. Lazarus La Bohéme von Puccini im Wiesbadener Staatstheater aufgeführt. Zum anderen sind da die Schicksale einiger Dorfbewohner, die, wie bei jenem Empfang vor der jüngsten Aufführung in der Frankfurter Oper, die Menschen aufwühlen, um ihnen ein Gefühl dafür zu geben, was sie mit ihrer Hilfe wirklich am anderen Ende der Welt bewegen können. Dass sie die Chance haben, durch medizinische und soziale Hilfe, die Betroffenen aus ihrer Isolation herauszuholen.

„Wir werden Tonji über einen längeren Zeitraum begleiten“, verspricht Hyung-Kun Peter Chung und Joachim Weil erklärt, dass man es in einem Dorf wie diesem nicht nur mit Lepra zu tun habe, sondern auch mit anderen Krankheiten, die den Menschen das Leben erschweren. Die so genannte „Flussblindheit“ ist so ein Leiden, das man ebenfalls bekämpfe. Dabei setzt man auch auf Hilfen vor Ort und macht seit vielen Jahren gute Erfahrungen mit den Krankenschwestern des Ordens der Salesianer, die die zirka 300 Dorfbewohner, die in Lehmhütten mit Strohdächern wohnen, betreuen. Aber auch die Bürokratie ist Bestandteil der Arbeit, die Hyung-Kun Peter Chung und Joachim Weil sowie das Team an Helfern um sie herum leisten muss, um konkrete Hilfen umsetzen zu können. Im Moment ist man damit beschäftigt, den Prozess zu vervollständigen, der aus dem Verein eine Stiftung macht, „damit wir etwas Dauerhaftes leisten können und Stiftungskapital erhalten“, erklärt Initiator Chung, der ebenso wie Weil auch auf die nächste Generation baut, die der eigenen Söhne, um die begonnene und wichtige Arbeit eines Tages fortzusetzen. Gute Ideen und Menschen, die das tragen, sind also gefragt. Darüber hinaus natürlich auch Förderer und Privatpersonen, die das alles positiv begleiten. „Auch unser Schirmherr ist ein Garant dafür, dass es weitergehen kann“, sind sich beide St.-Lazarus-Geschäftsführer einig und: „Wir wollen unseren Kindern etwas Positives übergeben und dazu noch Ziele, die es wert sind, zu verfolgen.“ In Zukunft sollen auch die jungen Leute die Projektarbeit hautnah miterleben dürfen, indem sie mit in den Sudan reisen.

Weitere Infos und Kontakt: info(at)lazarus-fonds.com.